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Bild vom Interview mit zwei Beteiligten plus einer auf einem Laptopbildschirm

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Interview mit zwei jungen trans* Frauen im anyway Köln

Heike Voggenthaler sprach Anfang Dezember 2020 im (wegen des Lockdowns geschlossenen) Café des anyway mit zwei jungen trans* Frauen - Sophie und Aeyla (die per Videokonferenz zugeschaltet war). 

 

Wer seid Ihr? Und unterscheidet sich Euer Alltag von anderen cis Jugendlichen?

Ich bin Sophie, bin 20, komme hier schon Ewigkeiten her, also eigentlich erst seit diesem Jahr. Ich bin überall geoutet, seit 2018, außer auf der Arbeit. Dementsprechend entscheidet sich meiner Meinung nach mein Alltag eigentlich nicht von anderen Menschen, außer halt auf der Arbeit. Ich arbeite im Rettungsdienst. Wo ich mich auch outen würde, würden da nicht 60 Leute arbeiten, die andauernd durchwechseln. Es ist mir sehr unangenehm, wenn ich nicht das sage, sondern andere Leute sagen das anderen Leuten. Und dann ist irgendwie die Nachricht, die dahinterliegt, weg. Es ist ein bisschen anstrengend, sozusagen zwei Leben zu führen. 

Ich heiße Aeyla, bin 19 Jahre alt, studiere Soziale Arbeit an der TH Köln. Ich bin überall geoutet als Frau, seit Mitte 2018 mittlerweile. 

Unterscheidet sich Dein Alltag von dem einer cis Frau?

Aeyla: Das ist eine gute Frage, weil ich natürlich noch nicht so oft den Alltag einer cis Frau gelebt habe. Eine Sache, die ich mittlerweile weniger habe, aber am Anfang sehr stark hatte: Wenn ich das Haus verlassen habe, ich mich zum Beispiel immer gefragt habe, wie werde ich jetzt wahrgenommen? Was denken die Menschen von mir? Und diese Frage hatte ich wirklich konstant im Kopf. Das habe ich teilweise immer noch, zum Beispiel an einem Tag, wo ich mich nicht so wohl fühle. Wo ich dann wirklich rausgehe und mit der Einstellung rumlaufe, „passe“ ich? Passing heißt: Werde ich als Frau wahrgenommen? Werde ich mit dem Geschlecht wahrgenommen, das ich haben möchte? Mit fortlaufender Zeit ist es immer ähnlicher zum Alltag einer cis Person, würde ich behaupten. Weil es bei mir immer weniger eine Rolle spielt, dass ich trans* bin. Die Situation, dass ich es erklären musste, gibt es jetzt schon immer weniger. Zum Beispiel die Dozent*innen an der Uni merken: ok, sie ist weiblich. Was natürlich auch an Zoom der Vorteil ist, ich habe hier immer die Pronomen hinter meinem Namen stehen. 

Hat sich mit dem Outing etwas geändert? In Eurem Umfeld/in Eurer Wahrnehmung?

Sophie: Am Anfang beschäftigt einen das sehr, weil man immer ein bisschen Angst hat, wie einen die Leute wahrnehmen. Ich glaube, es hat auch damit zu tun, dass man am Anfang erstmal im Internet schaut und nach Gleichgesinnten sucht. Aber im Internet gibt es auch sehr viele Leute, die eine andere Meinung haben, sehr extrem sind und dann denkt man, die ganze Welt ist gegen einen. Und dann hat man wirklich Angst rauszugehen als Frau. Das war zumindest bei mir so, Nach und nach baut sich das ab. Mittlerweile habe ich gar keine Angst mehr vor irgendwas und gehe so raus, wie ich rausgehen möchte. 

Habt Ihr das Gefühl, dass Eure Umwelt Euch als Frau wahrnimmt und auf Euch als Frau reagiert?

Beide spontan: ja.
Sophie ergänzt: Ich glaube, ich muss das noch ab und zu deutlich machen, weil es bei mir scheinbar nicht so offensichtlich ist. Was ja nicht so schlimm ist. 

Aeyla: Das Thema Passing spielt in der trans* Community generell eine sehr große Rolle, weil einfach manche das Privileg haben, dass man es ihnen überhaupt nicht ansieht, dass sie trans* sind. Und bei anderen, zum Beispiel auch Menschen, die sich sagen wir mal erst mit 50 outen, da haben Hormone einfach nicht mehr den Effekt, den sie bei Menschen haben, die – so wie ich – 18 sind. Die Menschen werden nie das Privileg haben, augenscheinlich so wahrgenommen zu werden wie sie wahrgenommen werden wollen. 

Würdet Ihr sagen, es gibt einen Unterschied zwischen Land und Stadt, eine von Euch kommt ja aus Köln, eine aus einer etwas ländlicheren Region? 

Aeyla: Bei mir war es so, dass ich mich sehr schnell in so ziemlich allen Bereichen meines Lebens geoutet habe. Und ich habe wirklich nirgendwo negative Reaktionen bekommen. Meine Lehrer wussten, was es heißt, wenn man trans* ist. Meine Großeltern haben es tatsächlich gut verstanden. Also wirklich durchweg nicht unbedingt positive, sondern einfach neutrale Reaktionen. Die Menschen wussten, was es heißt, trans* zu sein. Die wussten, dass trans* Menschen auch Menschen sind, die so ihr Leben leben wollen, wie sie nun mal leben, wie wir‘s nun mal leben. 

Sophie: Ich habe keine negativen Erfahrungen bisher gemacht. Als ich mich geoutet habe, war das auch immer sehr positiv. Außerhalb, von der Seite meiner Familie, mit meiner Mutter und alles was dazu gehört. Ich meine, da war jetzt nichts Schlimmes, aber ich glaube, sie haben es bis jetzt nicht verstanden. Aber, ist nicht so schlimm. Keine negativen Erfahrungen. Aber ich merke auch, dass es hier in Köln etwas anders ist, weil hier wird man nicht wirklich angeguckt, egal, wie man sich anzieht. Aber ich glaube, dass ist einfach eine Stadt-Sache. Ich weiß nicht, ob das unbedingt mit dem Thema trans* was zu tun hat. 

Warum kommt Ihr ins anyway? 

Aeyla: Ich komme seit Anfang des Jahres ins anyway und habe unglaublich schnell ein Gefühl von… ja einfach so was Zu-Hause-mäßiges gehabt. Ich habe mich sehr schnell wohlgefühlt im anyway. Was einmal am Team lag, aber auch einfach daran, dass man hinkommt und man geht rein mit der Einstellung, wow, diese Menschen sind wie Du. Das ist so ein starkes, tolles Gefühl. Ich hatte oft das Problem, dass, wenn ich mit meinen Freunden geredet hab, dass es mir nicht gut geht, weil ich zum Beispiel einen Tag hatte, an dem ich mich überhaupt nicht weiblich gefühlt habe oder so, dann konnten die mir teilweise irgendwo helfen, aber auch nicht wirklich, weil sie es nicht nachvollziehen konnten. Ich kenne hier inzwischen so einige trans* Menschen. Das ist einfach so ein befreiendes Gefühl, mit jemand reden zu können, die Person sagt, genau das Gefühl kenn ich auch, das ist richtig doof, aber es wird besser. 

Sophie: Meine Erfahrungen waren auch ähnlich. Es ist einfach schön, Leute zu haben, die das verstehen, mit denen man real reden kann. Ich habe hier generell einige Freunde gefunden, auch meine derzeitige Beziehung. Es ist einfach, dass es hier selbstverständlich ist, dass man nach Pronomen fragt, und einfach so akzeptiert ist, wie man ist. Hier fühlt man sich sehr sicher. 

Wie habt Ihr vom anyway erfahren?

Sophie: Das wurde mir von meinem Vater empfohlen. Der hat einfach online geguckt nach Jugendtreffs und dann hat er das hier gefunden in Köln und mir empfohlen. 

Aeyla: Bei mir war‘s tatsächlich durch eine Freundin. Bei mir in der Stufe gab es aus irgendeinem Grund unglaublich viele schwule, lesbische und auch bisexuelle Menschen. Wir waren eine sehr bunte Stufe. Und da war eine dabei, die schon seit der achten Klasse oder so ins anyway gegangen ist. Und dann habe ich es Anfang des Jahres auch einfach mal gemacht. 

Kanntet Ihr trans* Menschen, bevor Ihr hierhin gekommen seid?

Sophie: Nein. Nicht persönlich. 

Du wusstest, dass es das gibt, aber eben nicht persönlich?

Sophie: Tatsächlich wusste ich das, ich hatte vorher eine andere Idee davon als das, was es ist. Und irgendwann habe ich dann einen Artikel dazu gelesen und dann ist mir aufgefallen, das trifft alles auf mich zu. Und dann bin ich ins Nachdenken gekommen. 

Aeyla: Ob ich vorher überhaupt trans* Menschen kannte – ja. Das war super, als ich einer Freundin gesagt habe, hey, ich bin trans*, bitte weibliche Pronomen benutzen, meinte sie, ach, das kenn ich schon, mein Bruder ist auch trans*, trans* Mann. Die wohnen in Bayern und ich war dann auch mal bei denen. Also hatte ich irgendwie schon das Glück, sehr früh, das war auch ganz am Anfang meiner Transition, eine trans* Person zu treffen, die schon sehr weit ist. 

Hattet Ihr irgendwann schon einmal Kontakt mit Nicht-LSBTI*-Jugendarbeit?

Sophie:  Ich war früher in einer katholischen Jugendgruppe. Da war das tatsächlich auch Thema und akzeptiert, aber da wusste ich das selber noch nicht von mir. Die Mitarbeiter waren lesbisch oder schwul. 

Gibt es etwas, das Du da vermisst hast? Oder was Du Dir wünschen würdest?

Sophie: Nicht wirklich. Ich fände es eher besser, wenn es in der Schule Thema wäre. Es muss nicht unbedingt durch die Lehrer sein. Es kann auch durch andere Organisationen sein. Bei mir war das wirklich noch so im Sexualunterricht, da gab‘s keinen gleichgeschlechtlichen Sexualverkehr, das wurde nicht besprochen. 

Aeyla: Ich hatte tatsächlich sehr wenig Kontakt mit Jugendzentren vorher. Ich war als Kind in der Ferienbetreuung an einem Bürgerzentrum. Da hatte ich das Thema LGBT* noch gar nicht präsent. Deshalb kann ich nicht sagen, dass ich da was vermisst habe. Deshalb kann ich auch gar nicht sagen, wie die Sozialarbeiter*innen oder Mitarbeiter*innen reagiert hätten. 

Würdet Ihr Euch wünschen, dass das Thema präsenter ist im Rest der Jugendarbeit?

Sophie: Jetzt mit der Erfahrung beim Roten Kreuz, die auch Seminare dazu machen, glaube ich, dass wenn man alle Leute quasi zwingt, sich das anzuhören, dann fühlt sich das so aufgezwungen an. Das trifft dann eher auf negative Reaktionen von Leuten, die das nicht betrifft. Aber ich fände es gut, wenn man es einfach kurz anspricht. Wenn Leute darüber reden möchten, kann man einzeln darüber reden und dann hilft man diesen Leuten. Das fände ich am besten. Auch, weil ich ja ganz lang nicht wusste, was das ist, und dass überhaupt mal angesprochen wird, dass es das gibt. 

Wie kann man die Entwicklung, die trans* Personen durchleben, unterstützen?

Aeyla: Was ich im Laufe meiner Transition gemerkt habe, ist, dass ich sehrsehrsehr viel gezweifelt habe, bin ich wirklich trans*, ist das der richtige Weg? Werde ich es irgendwann bereuen? Was ich da gebraucht habe, war, immer wieder gesagt zu bekommen: Probier‘ Dich aus. Wenn es nicht das Richtige ist, dann machst Du es halt nicht. Also, zum Beispiel für mich war es kein angenehmer Prozess, aber dann habe ich in meinem Freundeskreis angefangen zu sagen: Hey, könnt Ihr mich mit meinem Namen ansprechen? Es wurde so aufgenommen und ich habe dann auch ganz schnell gemerkt, es fühlt sich richtig toll an! Aber es kann natürlich auch genauso gut sein, dass man so etwas ausprobiert, wenn man irgendwie merkt, ich muss was ändern, und es aber nicht das Richtige ist. Aber das ist auch gut, weil man von da an weiterschauen kann. Also generell, einfach Ausprobieren zu ermutigen, finde ich total wichtig. Vor allem was Geschlechtszugehörigkeit angeht. 

Sophie: Ich persönlich finde es am anstrengendsten, sich mit dem Gesundheitssystem zu befassen. Was man alles machen muss, um jetzt zum Beispiel in meinem Fall Hormone zu bekommen. Ich bin jetzt immer noch dran und ich weiß auch jetzt, dass es immer noch Monate dauern wird, bis irgendwas passiert. Das ist sehr anstrengend und man muss bei so vielen Sachen anrufen und zu so vielen Ärzten, damit man weiterkommt, was man gerade in der Zeit machen muss, zu welchen Ärzten man gehen muss und so und in welcher Reihenfolge. Das wäre hilfreich. 

Eine bessere Information quasi, wo Ihr Hilfe findet und wie die nächsten Schritte aussehen können?

Sophie: Ja. Therapeuten können einem auch sehr gut helfen herauszufinden, das war bei mir zumindest so, ob man das auch selber möchte. Die helfen einem auch damit, einfach zu leben. Ich meine damit das Trans-Sein, mit sich selber so zu leben und nicht jemand anders sein zu wollen.

Aeyla: Generell fände ich gut, wenn Jugendzentren einfach Aufklärungsarbeit leisten könnten, wenn es nötig ist. Also, dass gesagt werden könnte, hier schau, da ist eine Liste, das sind Dinge, die Du machen müsstest. Oder da kannst Du Dich hinwenden. Das wäre eigentlich auch noch viel besser. Es ist schwierig, Menschen das Thema so aufzubinden und zu sagen, Ihr müsst da jetzt alles drüber wissen. Weil das stimmt so nicht. Es ist wichtig, dass alle Menschen, die im sozialen Bereich arbeiten, sensibilisiert sind. Aber es müssen jetzt nicht irgendwie alle Begriffe gekannt werden. Dafür gibt es ja dann Zentren wie das anyway. 

Wenn Ihr drei Wünsche, an die Jugendarbeit, an die Gesellschaft, an alle Menschen da draußen frei hättet - wenn eine Fee mit einem Zauberstab vor Euch steht, was wünscht Ihr Euch?

Aeyla: Also was man sehr häufig hört, und was ich jetzt auch einfach mal sagen würde, wäre Toleranz. Und, dass das binäre System gelockert würde, also das System „Du bist als Mann geboren und Du bist ein Mann“ oder „Du bist als Frau geboren und Du bist eine Frau“. Denn es profitiert nicht wirklich jemand davon und es erschwert Menschen, die transgender sind – ob jetzt als trans* Mann, trans* Frau oder Mann binär – das gesamte Leben. 
Als zweiten Wunsch würde ich mir wünschen, dass die Institutionen den Prozess erleichtern. Zum Beispiel die Personenstandsänderung, dafür braucht es eine Geldleistung, die ich ans Amtsgericht erbracht habe, und zwei Gutachtergespräche. Normalerweise sind zwei psychiatrische Gutachten nur in schwersten Straftaten oder Strafangelegenheiten nötig und eben bei der Personenstandsänderung. Das würde ich gerne noch ändern. 

Sophie: Ich wünsche mir auf jeden Fall von Freunden von Freunden: ich erlebe oft, dass die Leute nicht genau wissen, wie sie mit mir umgehen sollen, und manchmal halt auch eben gar nicht mir reden. Nicht weil sie gemein sind, sondern weil sie einfach Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Ich wünsche mir halt, dass sie es lieber falsch sagen und sich im Zweifelsfall entschuldigen, als dass sie gar nichts sagen. Dieses Gefühl, dass die ganze Zeit Leute über einen nachdenken und Angst haben, etwas Falsches zu sagen, ist sehr unangenehm. Angst, sich falsch zu verhalten oder so. Und natürlich auch, dass der Prozess einfacher wird. Ich musste jetzt bestimmt zu so vier bis fünf Ärzten, insgesamt werde ich zu sieben oder so müssen. Und ich bin nicht krank. Das ist halt einfach bescheuert. Dass man zu drei Ärzten oder vier muss, ist ok, wegen den Speziellen und so, manche kennen sich besser mit Hormonen aus, andere mit den OPs dann. Das ist nicht schlimm. Aber ich muss halt jedes Mal zu meinem Hausarzt, der gar nichts davon weiß, auf dem Dorf gehen und muss da eine Überweisung kriegen. Wenn das wegfallen würde, dann wäre ich zufrieden damit. Es fühlt sich ein bisschen diskriminierend an, obwohl das System schon öfter geändert wurde, weil es diskriminierend ist. 

Aeyla: Was ich eindeutig sagen muss, ist, es könnte mir persönlich sehr viel schlechter gehen. Ich fühle mich im Moment total wohl. Und auch mein Umfeld ist total super, die akzeptieren mich so, wie ich bin. Es könnte wirklich schlimmer sein. 
Als trans* Frau, trans* Mann ist man noch in diesem binären System, ich glaube für non-binäre Menschen wäre es nochmal schwieriger. 

Sophie: Ich wollte mir noch wünschen, dass diese Geschlechterrollen so langsam mal abgebaut werden. Das hätte mir auch geholfen, wenn man nicht früher gesagt hätte, das ist für Jungs, das ist für Mädchen. Niemand, den ich kenne, trifft da genau rein. Gerade in der Schule wird dann immer gesagt, wenn man gerne die Farbe pink mag, dann ist man kein richtiger Junge. So bescheuerter Kram halt. Also das wäre ganz schön. Ich verstehe gar nicht, warum das existiert. Wir als trans* Menschen haben da eine ganz andere Sichtweise darauf, auf diese Geschlechterrollen. Die meisten Leute finden das ja irgendwie ok, meines Empfindens nach, die interessiert das nicht so sehr, dass es diese abgesteckten Rollen überhaupt gibt. Manche treffen da ja auch sehr rein. Ich kann es nicht anders erklären oder nachvollziehen. Manche treffen rein, weil sie so sind, mache, weil sie meinen, sie müssten es erfüllen. Das ist schade, da verpasst man viel im Leben, weil man sich so einschränkt, wegen sowas. 

Was ist Euch noch wichtig zu sagen?

Aeyla: Viele trans* Menschen sind in ihrem Geschlechtsausdruck sehr anders als in ihrer Identität, es gibt z.B. sehr feminine trans* Männer und sehr maskuline trans* Frauen. Und nicht alle trans* Menschen machen DIE Operation, also nicht alle machen eine geschlechtsangleichende Operation. Das ist, finde ich, sehr wichtig zu wissen, weil ich habe das Gefühl, dass die Allgemeinheit irgendwie den Eindruck hat, dass wenn man trans* ist, dann macht man diese ganzen Schritte und dann ist man cis. So ist es halt nicht. Trans* bin ich, weil ich trans* bin. Und nicht, weil ich Hormone nehme oder die Operation mache. 

Sophie: Und das letzte was man will ist, wenn man schon die ganze Zeit die ganzen anderen Stereotype erfüllen musste, um nicht aufzufallen, in die nächsten Stereotype zu fallen. 

Sam-Lias, Mitarbeiter im anyway e.V., der das Gespräch begleitet hat, fügt zum Abschluss noch etwas Wichtiges hinzu: Das Geschlecht, das einem per Geburt zugewiesen wird, bedeutet nicht, dass das der Identität dieses Menschen entspricht bzw. etwas darüber sagt wer die Person tatsächlich ist. Ich finde es auch noch einmal wichtig, dass Trans-Sein nicht das Geschlecht beschreibt, das eine Person „fühlt“. Die Person hat dieses Geschlecht. Jede Selbstdefinition, die eine Person für sich hat, ist immer total cool und richtig.


Vielen Dank für das Gespräch!